Etwas, das mich jede Person fragt, die mich kennenlernt, ist: „Warum sprichst du eigentlich Spanisch?" Oder: „Warum hast du dich für Spanisch entschieden?"

Nun ja, da müssen wir etwas in meine Vergangenheit zurückgehen:
Ich wuchs in einem ca. 400-Einwohner-Dorf mitten im Bayerischen Wald auf. Meine eigentliche Muttersprache ist also Niederbayerisch. Mein Onkel Klaus, der Bruder meiner Mutter, hat damals eine Brasilianerin, meine Tante Jessy, geheiratet. Ich war zu dem Zeitpunkt sieben Jahre alt und fand es unglaublich faszinierend. Wir konnten uns zu Beginn nicht wirklich unterhalten, da sie noch kein Deutsch sprach. Also habe ich ihr immer Dinge, wie beispielweise das Salz auf dem Tisch, gezeigt und ihr das deutsche Wort "Salz" dazu gesagt. Laut meiner Tante war das für sie sehr hilfreich *lach*. Nach ca. einem Jahr haben mein Onkel und meine Tante ihr erstes Kind bekommen, meinen Cousin Manoel. Natürlich haben meine Tante und mein Onkel ihn, sowie die zwei folgenden Kinder, meinen Cousin Alex und meine Cousine Isabella, zweisprachig - nämlich Portugiesisch und Deutsch - erzogen. Vom ersten Moment, an dem ich meine Tante Portugiesisch sprechen hörte, war ich total fasziniert. Ich verbrachte viel Zeit bei ihnen und habe daher auch immer wieder im Laufe meiner Kindheit Portugiesisch gehört. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies wohl der Grund dafür ist, warum mich Sprachen unglaublich faszinieren und ich ein gutes Sprachgefühl entwickelte.
Auf dem Gymnasium haben wir zunächst, wie das in der Regel so ist, Englisch gelernt. Danach konnte man noch zwischen einer weiteren Sprache, an meiner Schule war das Französisch, oder einem naturwissenschaftlichen Fach wählen. Ich habe mich natürlich für Französisch entschieden. Mir gefielen Englisch und Französisch auch, aber ich habe nie diese Leidenschaft gefühlt. Als uns dann gesagt wurde, dass es nun auch Spanisch an unserer Schule gab, habe ich mich sehr darüber gefreut, da es mich immer etwas an Portugiesisch erinnerte. Daher habe ich noch Spanisch als dritte Sprache gewählt und dann auch darin - als einzige zu meiner Zeit - mein Abitur gemacht. Spanisch ging mir im Vergleich zu Englisch und Französisch immer viel leichter von den Lippen und mein Herz ging mir beim Sprechen auf.
Mit 18 Jahren bin ich dann vom Bayerischen Wald in unsere schöne Landeshauptstadt München gezogen, um dort mein damals erstes Studium Tourismusmanagement zu beginnen. Nun habe ich noch eine Sprache gelernt, Hochdeutsch *lach*. Ich hatte mich damals zuerst am Sprachen und Dolmetscher Institut München (SDI) beworben, um Übersetzerin und Dolmetscherin zu studieren, jedoch habe ich die Aufnahmeprüfung nicht bestanden. Daher mein Plan B: Tourismusmanagement.

Ich beschloss in meinen zweimonatigen Semesterferien nach Costa Rica zu fliegen, um dort an einer Sprachschule mein Spanisch für einen Monat lang zu vertiefen und im Anschluss für einen Monat in einem Kindergarten als Freiwillige zu arbeiten. Gesagt, getan und wie das eben bei mir so ist, war ich dann auch schon in Costa Rica. Dort lernte ich an meinem ersten Tag meinen Ex-Freund, den Costa-Ricaner Javi, kennen. Er war meine erste große Liebe und wir waren fünf Jahre lang ein Paar. Zwei von den insgesamt fünf Jahren führten wir eine Fernbeziehung, da ich mein Studium beenden wollte. Allerdings haben wir davon zusammen ein halbes Jahr in Chile, genauer gesagt in La Serena, verbracht, wo ich mein Auslandssemester absolvierte. Die letzten drei Jahre lebte ich mit ihm in Costa Rica. Diese Erfahrungen waren eine der prägendsten Erfahrungen in meinem Leben und sind der Grund dafür, dass ich nicht nur eine tiefe kulturelle Verbindung zu den spanischsprachigen Ländern entwickelt habe, sondern auch ein umfangreiches Verständnis für die Nuancen der spanischen Sprache.

Und wie das eben häufig so ist, trennten wir uns nach fünf Jahren Beziehung und ich ging zurück nach Deutschland. Ich war zunächst etwas verloren, man könnte fast sagen orientierungslos. Daher reiste ich nach Kolumbien und Brasilien und verbrachte insgesamt noch ca. sieben Monate im Ausland. Als ich mich dann langsam von meiner Trennung erholt hatte, arbeitete ich bei der Sprachschule DeutschAkademie in München und im Anschluss in der Gastronomie. Während der Corona-Pandemie hatte ich dann die Idee, noch einmal die Aufnahmeprüfung am SDI München zu machen und siehe da, zehn Jahre später hatte ich sie nicht nur bestanden, sondern konnte sogar von drei auf zwei Jahre verkürzen. Im Juli 2022 absolvierte ich dann erfolgreich die Staatsprüfung und bekam den Titel "Staatlich geprüfte Übersetzerin und Dolmetscherin". Im Anschluss ließ ich mich beim Landgericht München I vereidigen und machte noch meinen Bachelor für Übersetzen am SDI München, den ich im Februar 2023 erfolgreich abgeschlossen habe.
Portugiesich und Spanisch haben mich schon von klein auf begleitet und mein Leben geprägt. Ich kann mich unglaublich glücklich schätzen, dass ich meine größte Leidenschaft zu meinem Beruf machen konnte und dafür bin ich sehr dankbar!
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz besonders bei meinen Eltern für ihre ständige Unterstützung bei all meinen Ideen, bei meiner Tante Jessy und bei meinem Ex-Freund Javi bedanken. Ohne euch wäre ich nun nicht da wo ich bin. Vielen Dank!
-Kristina Königseder, 05.07.2023-
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